Eine gute Kommunikation in der Pflege ist ein grundlegender Aspekt, der die Qualität der Versorgung verbessert, die Sicherheit der Patient*innen gewährleistet und das Wohlbefinden aller Personen fördert.
Was ist mit „Kommunikation in der Pflege“ gemeint?
Im Pflegealltag finden unterschiedliche Formen der Kommunikation statt. Dazu gehören unter anderem Gespräche während der Aufnahme neuer Patient*innen, Beratungsgespräche oder der Austausch von Informationen während der Versorgung der Patient*innen. Die Kommunikation in der Pflege erstreckt sich auch auf die Interaktion zwischen den Angehörigen der Patient*innen und den Pflegekräften.
Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle in der Pflege und ist ein zentraler Faktor für den Erfolg. Mit der richtigen Kommunikation kann eine effektive Pflege, die Sicherheit der Patient*innen und die Qualität der Gesundheitsversorgung sichergestellt werden. Probleme in der Kommunikation können sich daher negativ auf die Arbeitsatmosphäre und die Gesundheit aller Beteiligten auswirken.
Bestimmte Maßnahmen und Vorgehensweisen können dabei helfen, die Fähigkeit zur einfühlsamen und respektvollen Kommunikation zu entwickeln. Dies kann dazu beitragen, problematische Kommunikationsmuster und Missverständnisse zu vermeiden.
Kommunikationsarten in der Pflege
Die Formen der Kommunikation in der Pflege sind vielfältig und umfassen verschiedene Bereiche der Interaktion. Hier sind wichtige Formen der Kommunikation in der Pflege:
- Patientenaufklärung: Hierbei geht es um die verständliche Kommunikation von Gesundheitsinformationen, Diagnosen, Behandlungsplänen und medizinischen Verfahren. Es umfasst auch die Beantwortung von Fragen und die Unterstützung der Patient*innen bei gesundheitsbezogenen Entscheidungen.
- Angehörigengespräche: Die Kommunikation mit Familienangehörigen und den Betreuer*innen der Patient*innen ist entscheidend, um sie über den Gesundheitszustand und die Pflege ihrer Angehörigen auf dem Laufenden zu halten. So kann sichergestellt werden, dass sie in den Pflegeprozess einbezogen werden.
- Teamkommunikation: In multidisziplinären Pflegeteams ist eine effektive Kommunikation unerlässlich. Der Informationsaustausch zwischen Ärzt*innen, Pflegekräften und Therapeut*innen gewährleistet eine koordinierte Pflege und medizinische Versorgung der Patient*innen.
- Schriftliche Kommunikation: Dies beinhaltet das Verfassen von Berichten, Aufzeichnungen, Pflegeplänen und anderen schriftlichen Dokumenten im Rahmen der Pflegepraxis. Eine klare, fachliche und präzise schriftliche Kommunikation ist wichtig, um Informationen genau festzuhalten und für andere beteiligte Teammitglieder zugänglich zu machen.
Verbale und nonverbale Kommunikation in der Pflege
Die verbale Kommunikation basiert auf gesprochener Sprache, während die nonverbale Kommunikation unabhängig von ihrer Sprache ist. Ein einfaches Augenzwinkern kann bereits als eine Form der Kontaktaufnahme dienen, da wir auch über unsere Sinnesorgane bestimmte Informationen an unser Gegenüber vermitteln. Um sicherzustellen, dass diese Informationen sinnvoll übertragen werden, ist es wichtig, dass unsere Körpersprache mit unseren Worten in Einklang steht.
Beispiele für eine verbale Kommunikation in der Pflege:
- Patientenaufklärung
- Anamnese
- Beratung
- Teamkommunikation
Beispiele für eine nonverbale Kommunikation in der Pflege:
- Körpersprache (z.B. Lächeln, angemessene Berührung)
- Augenkontakt (z.B. Blickkontakt)
- Gestik und Mimik (z.B. Ausdruck von Mitgefühl)
- Distanz (z.B. räumlich)
- Tonfall (z.B. beruhigend)
Die Bewegungen, Gesichtsausdrücke und Gesten der Pflegekräfte können genauso bedeutsam sein, wie das, was sie sagen. Es ist wichtig, dass sie auch in der Lage sind, nonverbale Signale von Patient*innen wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren.
Wieso ist eine gute Kommunikation in der Pflege so wichtig?
Eine effektive Kommunikation in der Pflege ist von grundlegender Bedeutung. Sie verbessert insgesamt die Qualität der Pflege, baut Vertrauen auf und fördert das Wohlbefinden.
Eine gute Kommunikation in der Pflege ist daher aus mehreren Gründen von entscheidender Bedeutung.
Patientenorientierung: Die Patientenorientierung steht in der Pflegearbeit stets im Mittelpunkt. Pflegekräfte müssen daher in der Lage sein, die individuellen Bedürfnisse, Sorgen und Wünsche der Patient*innen zu verstehen und darauf einzugehen. Dies ermöglicht es, die Pflege und Betreuung anzupassen.
Sicherheit: Darüber hinaus trägt eine klare Kommunikation auch zur Sicherheit der Patient*innen bei. Sie hilft, Missverständnisse zu vermeiden, die potenziell zu schwerwiegenden medizinischen Fehlern führen könnten.
Vertrauen: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Vertrauen zwischen Pflegekraft und Patient*in. Wenn Patient*innen das Gefühl haben, dass ihre Anliegen gehört und ernst genommen werden, entwickeln sie Vertrauen in die Pflegekräfte. Dieses Vertrauen ist entscheidend dafür, dass Patient*Innen bereits sind sich auf die empfohlene Pflege und Behandlung einzulassen.
Patiententeilhabe: Durch eine klare Kommunikation werden Patient*innen aktiv in den Entscheidungsprozess bezüglich ihrer Pflege und medizinischen Behandlung einbezogen. Dies fördert die Patientenbeteiligung an ihrer eigenen Gesundheitsversorgung und ermöglicht es ihnen, informierte Entscheidungen zu treffen.
Information und Aufklärung: Zusätzlich sind Pflegekräfte oft die wichtigsten Informationsquellen für Patient*innen und ihre Angehörigen. Eine gute Kommunikation ist daher unerlässlich, um medizinische Informationen verständlich zu vermitteln und gesundheitsbezogene Fragen zu beantworten.
Angehörigenbetreuung: Schließlich ist es auch oft notwendig, auch mit den Angehörigen der Patient*innen zu kommunizieren, um die Unterstützung und das Verständnis zu fördern. Eine effektive Kommunikation kann dazu beitragen, die Angehörigen in den Pflegeprozess einzubeziehen, sodass die bestmögliche Pflege und Betreuung des/der Patient*in gewährleistet werden kann.
Kommunikationsbarrieren in der Pflege
Kommunikationsbarrieren sind Hindernisse, die den freien und effektiven Fluss von Informationen zwischen Personen behindern. Diese Hindernisse können die Kommunikation erschweren oder dazu führen, dass Informationen verzerrt, unvollständig oder missverstanden werden.
Kommunikationsbarrieren können auch in der Pflege aufgrund verschiedener Ursachen entstehen. Diese Barrieren lassen sich in den meisten Fällen auf sprachliche, kulturelle, emotionale, technologische oder organisatorische Faktoren zurückführen.
- Sprachliche Barrieren: Gerade in multikulturellen Gesundheitseinrichtungen können die sprachliche Vielfalt und Dialekte zu Verständnisschwierigkeiten führen.
- Kulturelle Unterschiede: Unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Werte können zu Missverständnissen führen. Gesten, Blickkontakt oder kulturell bedingte Kommunikationsstile können in verschiedenen Kulturen unterschiedlich interpretiert werden.
- Emotionale Belastung: Patient*innen und ihre Angehörigen können in belastenden Gesundheitssituationen emotional aufgewühlt sein. Dies kann die Fähigkeit zur klaren Kommunikation einschränken.
- Nonverbale Kommunikation: Es können Missverständnisse auftreten, wenn nonverbale Signale wie Körpersprache, Mimik und Gestik nicht richtig interpretiert werden können oder nicht mit der verbalen Kommunikation übereinstimmen.
- Technologische Hindernisse: Die Nutzung von Technologien in der Pflege, wie elektronische Kommunikationssysteme, kann problematisch sein, wenn Pflegekräfte nicht ausreichend geschult sind oder die Technologie nicht reibungslos funktioniert.
- Organisatorische Barrieren: Arbeitsbelastung, Arbeitszeitpläne und Organisationsstrukturen in der Gesundheitseinrichtung können die Kommunikation beeinträchtigen. Pflegekräfte haben möglicherweise nicht immer ausreichend Zeit für Patientengespräche oder einen ausreichenden Informationsaustausch mit Arbeitskolleg*innen.
- Physische Barrieren: Lautstarke Umgebungen in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen können die Kommunikation erschweren, da wichtige Informationen überhört oder falsch verstanden werden können.
Um sicherzustellen, dass die Versorgung effektiv und auf die Bedürfnisse der Patient*innen ausgerichtet ist, ist es wichtig, dass Kommunikationsbarrieren überwunden werden. Gezielte Maßnahmen und Strategien können dazu beitragen, eine gelungene Kommunikation in der Pflege zu etablieren.
Wie gelingt eine gute Kommunikation in der Pflege?
In der Pflege ist die Bedeutung einer guten Kommunikation nicht zu unterschätzen. Sie bildet das Fundament einer patientenorientierten Versorgung. Doch wie gelingt eine erfolgreiche Kommunikation in der Pflege?
Die Kommunikation in der Pflege sollte vor allem von Geduld, Nachsicht, persönlichem Einfühlungsvermögen und Verständnis geprägt sein. Die Menschlichkeit sollte in jeder Interaktion spürbar sein, da sie die Basis für eine effektive Pflegebeziehung bildet.
Auch die Art und Weise der Sprache kann einen erheblichen Einfluss auf die Kommunikation haben. Pflegekräfte sollten daher besonders achtsam sein, um sicherzustellen, dass ihre Worte nicht unbeabsichtigt Verärgerung oder Provokation auslösen. Kommunikative Rollenspiele können dabei helfen, diese Fähigkeiten zu erlernen.
Die Wahl der Worte stellt ebenso eine große Bedeutung in der Kommunikation dar. Indem man in Gesprächen das Wort „müssen“ umgeht, kann man dazu beitragen, dass der Gesprächspartner nicht das Gefühl hat, Verpflichtungen erfüllen zu müssen, sondern seine Selbstbestimmung beibehalten kann. Stattdessen können Formulierungen wie „könnten Sie“ verwendet werden, um die Kommunikation kooperativer und respektvoller zu gestalten.
Ebenso ist die Klarheit in der Kommunikation unerlässlich. Aussagen wie „Ich komme gleich“ können zu Verwirrung und Unsicherheit führen. Es ist daher ratsam, stets zu erklären, was den/die Patient*in oder Bewohner*in erwartet und wie lange es dauern wird.
Das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun für eine gelungene Kommunikation
Das Vier-Ohren-Modell von Friedmann Schulz von Thun ist ein Kommunikationsmodell, das darauf abzielt, die Vielschichtigkeit der zwischenmenschlichen Kommunikation zu verdeutlichen. Es geht davon aus, dass jede Botschaft, die gesendet wird, vier verschiedene Aspekte hat, die von Sender und Empfänger wahrgenommen werden können.
Diese vier Aspekte sind:
- Sachinhalt: Sachliche Informationen in der Botschaft (Was wird gesagt?)
- Selbstkundgabe: Offenbarungen des Senders wir Meinungen, Gefühle oder Werte (Was denkt oder fühlt der Sender?)
- Beziehungshinweis: Beziehung zwischen Sender und Empfänger in der Kommunikation (Wie steht der Sender zum Empfänger?)
- Appell: Handlungsaufforderung oder Wund des Senders an den Empfänger (Was erwartet oder fordert der Sender von dem Empfänger?)
Quelle: Schulz von Thun Institut, 2023
Eine gelungene Kommunikation in der Pflege erfordert, dass alle vier Ebenen berücksichtigt werden. Die Pflegekraft sollte die sachlichen Informationen klar vermitteln, ihre eigenen Gedanken und Gefühle offenlegen können, eine positive Beziehungseben aufrechterhalten und klare Handlungsaufforderungen aussprechen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patient*innen oder Bewohner*innen zu fördern. Dies hilft, Vertrauen aufzubauen und die Patientenorientierung in der Pflege zu sichern.
Zehn Handlungstipps für eine gelungene Kommunikation in der Pflege
Eine gelungene Kommunikation in der Pflege erfordert eine bewusste Anstrengung seitens der Pflegekräfte, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Patient*innen gehört und respektiert werden.
Hier sind zehn Tipps für Pflegekräfte, um eine gelungene Kommunikation zu gewährleisten:
- Zeigen Sie Einfühlvermögen gegenüber den Patient*innen oder Bewohner*innen. Versuchen Sie, sich in ihre Lage zu versetzen und ihre Gefühle und Sorgen zu verstehen.
- Hören Sie aufmerksam zu. Unterbrechen Sie nicht und zeigen Sie durch nonverbale Signale wie Nicken, dass Sie die Worte verstehen und respektieren.
- Verwenden Sie einfache und klare Begriffe, um sicherzustellen, dass Ihr Gegenüber die Informationen versteht. Vermeiden Sie Fachbegriffe, es sei denn, Sie erklären diese.
- Seien sich gegenüber Patient*innen und ihren Angehörigen geduldig und respektvoll, unabhängig von ihrem Gesundheitszustand oder ihrer Situation.
- Achten Sie auf Ihre Körpersprache, Mimik und Gestik. Stellen Sie sicher, dass sie mit Ihren Worten übereinstimmen.
- Ermutigen Sie die Patient*innen, Fragen zu stellen und ihr Feedback zu geben. Dies fördert ihre aktive Teilhabe an der eigenen Gesundheitsversorgung.
- Passen Sie Ihre Kommunikation an die Bedürfnisse des/der einzelnen Patient*in an. Einige Patient*innen benötigen möglicherweise mehr Zeit oder zusätzliche Erklärungen.
- Arbeiten Sie eng mit anderen Mitgliedern des Gesundheitsteams zusammen und tauschen Sie regelmäßig und ausführlich Informationen aus, um eine umfassende Versorgung zu gewährleisten.
- Bieten Sie den Patient*innen die Möglichkeit, an Entscheidungen über ihre Pflege und Behandlung teilzuhaben. Berücksichtigen Sie dabei auch die Vertraulichkeit der Patienteninformationen.
- Bleiben Sie klar und ruhig in kritischen Situationen und Notfällen, um den Patient*innen Sicherheit zu vermitteln.
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