Die Pflege eines Angehörigen nimmt viel Zeit in Anspruch und kann über einen längeren Zeitraum zu einer Überlastung und andauernden Stress führen. Entlastung für pflegende Angehörige ist sehr wichtig, damit sie langfristig genug Kraft für die Pflege und sich selbst besitzen.
Inhalt
Entlastung für pflegende Angehörige durch Pflegestützpunkte
Entlastung für pflegende Angehörige durch den telefonischen Expertenrat
Entlastung für pflegende Angehörige durch Pflegeschulungen
Entlastung für pflegende Angehörige: Angehörigen Café
Entlastung für pflegende Angehörige: Community Treffen
Entlastung für pflegende Angehörige: Selbsthilfegruppen
Auszeiten für pflegende Angehörige im Alltag schaffen
Entlastung für pflegende Angehörige durch Pflegestützpunkte
Pflegestützpunkte bieten eine ausführliche Pflegeberatung an und können zusammen mit Dir einen individuellen Versorgungsplan erstellen. Pflegestützpunkte sind unabhängige Beratungsstellen für Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und Senioren. Wenn Du Fragen zum Thema Entlastung für pflegende Angehörige hast, bekommst Du dort Informationen zu Themen wie Pflege, Betreuung und Versorgung. Die Beratung findet kostenlos statt und wird über die Pflegekassen und Kommunen finanziert. Einige Pflegestützpunkte haben offene Sprechstunden, bei anderen muss vorher ein Termin vereinbart werden. Wir empfehlen Dir, vorab bei der entsprechenden Stelle anzurufen und nachzufragen, welche Regularien bei der Terminvergabe bestehen. Während der Corona-Pandemie finden die Gespräche auch telefonisch als telefonische Beratung statt. Pflegestützpunkte befinden sich fast überall in Deutschland. Nachdem Du Deine Adresse und Postleitzahl angegeben hast, erhältst Du die entsprechenden Pflegestützpunkte in Deiner Nähe.
Zusätzlich erhältst Du auch bei Deiner Stadt oder Gemeinde Informationen über die Standorte. Bei dem Termin müssen keine Dokumente oder Ausweispapiere vorgelegt werden und die Beratung findet anonym statt. Wir empfehlen Dir, bei der Beratung ausdrücklich auf die Möglichkeit eines individuellen Versorgungsplanes hinzuweisen. Der individuelle Versorgungsplan kann Dir helfen, individuelle Fragen zu klären und die pflegerische Betreuung auf Deine Belange anzupassen.
Entlastung für pflegende Angehörige durch den telefonischen Expertenrat
Zusätzlich zum Pflegestützpunkt, bei dem Du in der Regel persönlich nach Terminvereinbarung beraten wirst, gibt es eine telefonische Beratung durch einen Expertenrat. Durch den telefonischen Expertenrat erhältst Du unter der Nummer 030-201 791 31 eine vertrauliche und anonyme Beratung in pflegerischen Belangen und Problemen. Es handelt sich um den Expertenrat des Pflegetelefons des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Pflegetelefon ist montags bis donnerstags zwischen 9.00 und 18.00 Uhr zu erreichen. Du kannst den Expertenrat telefonisch kontaktieren oder per Mail an info@wege-zur-pflege.de. Das Expertentelefon berät Dich bei pflegerischen Themen oder informiert Dich über Angebote und Möglichkeiten für eine Entlastung für pflegende Angehörige. Du kannst Dich auch über eine Versorgungsform, wie eine ambulante oder stationäre Behandlung informieren lassen.
Das Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit informiert über die rechtlichen Rahmenbedingungen der Pflegeversicherung unter der Telefonnummer 030-340 606 602 von montags bis donnerstags von 8.00 bis 18.00 Uhr und freitags von 8.00 bis 12.00 Uhr.
Entlastung für pflegende Angehörige durch Pflegeschulungen
Neben der Beratung und den schriftlichen Informationen sowie Demo-Videos, bieten die Pflegekassen auch Pflegeschulungen an. Die Pflegeschulungen werden in Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden und professionellen Pflegekräften für die Entlastung für pflegende Angehörige durchgeführt. Die Pflegekasse des Pflegebedürftigen ist verpflichtet pflegenden Angehörigen und ehrenamtliche Pflegepersonen mit unentgeltlichen Pflegekursen zu unterstützen. Diese Pflegekurse finden mit anderen Pflegenden oder in der häuslichen Umgebung statt.
- Pflegekurse in der Gruppe: Pflegekurse können öffentlich für mehrere Teilnehmer veranstaltet werden (zum Beispiel von Volkshochschulen oder Sozialstationen). Dies bietet eine gute Möglichkeit mit anderen pflegenden Angehörigen in den Austausch zu treten und über Erfahrungen und Probleme wie Überlastung und andauernden Stress zu sprechen.
- Pflegeschulungen zu Hause: zusätzlich werden individuelle Schulungen in der Häuslichkeit des Pflegebedürftigen angeboten. Gerade in Fällen, in denen Angehörige Belastungen und Probleme beim Gebrauch von Hilfsmitteln oder der Pflege haben, kann dies hilfreich sein. So kann der pflegende Angehörige direkt in der individuellen Umgebung des Pflegebedürftigen geschult und trainiert werden.
Beide Varianten sind für Dich als pflegenden Angehörigen kostenlos. Die Gebühren werden von der Pflegekasse übernommen. Die Teilnahme am Kurs ist freiwillig. Die Termine kannst Du bei der jeweiligen Einrichtung erfragen. Institutionen die Pflegekurse anbieten sind beispielsweise Volkshochschulen als auch individuelle Träger, z. B. Caritas oder Johanniter-Unfall-Hilfe. Die Inhalte der Kurse werden von der Pflegekasse vorgegeben. Es gibt zusätzlich auch Spezialkurse für verschiedene Krankheiten wie zum Beispiel Demenz oder unterschiedliche Pflegemethoden.
Bei der Ausgestaltung der Schulungsinhalte der Pflegekurse spielen immer folgende Aspekte eine Rolle:
- Praktische Pflege: praktische Fähigkeiten wie Positionierungstechniken, Handgriffe bei der Anreichung von Essen und Trinken, Handgriffe der Körperpflege oder der Hilfe beim An- und Auskleiden etc.
- Selbstpflege: Rückengesundheit, Organisation und Management, Schulung der Selbstbeobachtung und Wahrnehmung von Ressourcen und Stressoren.
- Recht und Soziales: Vermittlung von Wissen über Sozialversicherungen, Pflegegradantrag, finanzielle Hilfen etc.
- Hygiene: Körperpflege des Pflegebedürftigen etc.
Entlastung für pflegende Angehörige: Angehörigen Café
Nicht nur die Kompetenzen der pflegenden Angehörigen sollten zur Bewältigung von Belastungen, Überforderungen und andauernden Stress geschult werden. Zusätzlich ist auch der Austausch über Probleme und Sorgen wichtig, um Belastungen und andauernden Stress abzubauen. In Gesprächen mit anderen pflegenden Angehörigen können Erfahrungen ausgetauscht werden. Ein Ort hierfür ist das Angehörigen Café. Angehörigen Cafés sind Einrichtungen, in denen sich Gleichgesinnte treffen und fortlaufend Informationen austauschen und Fragen beantworten. In einer vertrauten Gruppe kannst Du über Belastungen und Stressoren (stressauslösende Faktoren) sprechen. Du kannst Dich mit anderen Personen austauschen, beraten lassen und Zuspruch erhalten. Die Teilnahme ist kostenlos und unabhängig von Deiner Pflege- oder Krankenversicherung. Mit einem Angehörigen Café kannst Du Dir eine persönliche Insel der Erholung und Entspannung schaffen. Du erhältst ein offenes Ohr von Menschen, die Dich verstehen und in derselben Situation stecken wie Du. Allein diese Unterstützung kann Entlastung für pflegende Angehörige sein. Angehörigen Cafés werden in der Regel von einer Pflegefachkraft betreut und angeleitet. Treffen finden wöchentlich bis monatlich statt. Je nach Ort wird Kaffee und Gebäck angeboten. Die schöne Atmosphäre als auch der Beistand durch Gleichgesinnte schaffen oftmals schon eine erste Entlastung für pflegende Angehörige.
Entlastung für pflegenden Angehörige : Community Treffen
Community Treffen stellen eine weitere Option dar, um Erfahrungen auszutauschen und Pflegetipps zu teilen. Innerhalb der Community werden häufig Treffen organisiert. Für Fachfragen stehen in der Community qualifizierte Experten zur Hilfe, um Deine Fragen zu beantworten. Angebote und Treffen variieren je nach Engagement der Mitglieder. Die Unterstützung und gegenseitige Hilfe in der Community können zur Entlastung von pflegenden Angehörigen beitragen. Ein Beispiel für eine Community ist das Pflege-Hilfe-Portal auf Facebook.
Entlastung für pflegende Angehörige: Selbsthilfegruppen
Nicht allein die pflegerischen Abläufe können stressig und belastend für Dich als pflegenden Angehörigen sein. Die Aufgabe als Pflegeperson ist eine Verpflichtung die auch seelische Betreuung benötigt. Als pflegender Angehöriger musst Du ständig erreichbar und verfügbar sein. Jedoch bist Du mit diesen Gefühlen nicht allein. Angehörigenkreise, Behindertenorganisationen und Selbsthilfegruppen bieten Orte für intensive Gespräche und psychische Betreuungen. Angebote in Deiner Nähe erfährst Du unter www.nakos.de oder www.deutsche-alzheimer.de. Kontakte und Ansprechpartner zur Selbstfindung findest Du über den Pflegewegweiser .
Insgesamt bietet der Austausch in Selbsthilfegruppe einen Platz für Deine Sorgen und Menschen, mit denen Du Deine Erfahrungen teilen kannst. Dieser geschützte Rahmen entlastet die Psyche und schafft Erholung. Personen, die sich in der gleichen oder einer ähnlichen Situation befinden, können Dir bei Deinen Ängsten und Sorgen zur Seite stehen. Des Weiteren bietet es eine Möglichkeit aus dem Alltag als pflegender Angehöriger hinauszugelangen und neue Leute kennenzulernen.
Zusätzlich gibt es eine Reihe an Hilfsangeboten, die Du telefonisch, online oder persönlich nutzen kannst.
- Telefonseelsorge (0800 1110111, 0800 1110222 oder 116123.)
- www.pflege-gewalt.de
Die Telefonseelsorge bietet auch eine Beratung per E-Mail oder Online-Chat an. In Einzelfällen wird auch an einigen Telefonseelsorge-Stellen eine Vor-Ort-Beratung angeboten.
Auszeiten für pflegende Angehörige im Alltag schaffen
Wer über längere Zeit angespannt, belastet oder gestresst ist wird selbst krank. Um diesem Fall vorzubeugen, solltest Du erkennen, wann Du Unterstützung benötigst. Wir empfehlen Dir, regelmäßige Auszeiten zu schaffen. Häufig reichen schon kurze Entspannungspausen, um den Stresspegel runterzufahren und eine Überforderung entgegenzuwirken, beispielsweise durch das Lesen eines Buches oder einen Spaziergang.
Wenn eine kurze Erholungspause nicht mehr reicht, ist es eventuell Zeit für einen Urlaub oder einen Kuraufenthalt. Einige Pflegekassen finanzieren den pflegenden Angehörigen spezielle Kuraufenthalte mit und ohne die pflegebedürftige Person. Die Kur muss zuvor von der Pflegekasse unter Berücksichtigung der besonderen Belastung der pflegenden Angehörigen geprüft werden. Wohlfahrtsverbände und spezialisierte Reiseanbieter oder Organisationen der Behindertenhilfe bieten zusätzlich kostengünstige Urlaubsangebote an.
Wenn Du kurzzeitige und schnelle Entspannung gegen Überforderung und andauernden Stress benötigst, helfen Entspannungskurse. Diese werden von Krankenkassen und Wohlfahrtsverbänden als auch privaten Anbietern angeboten. Die entstehenden Kosten werden teilweise oder ganz von den Pflegekassen bzw. Krankenkassen übernommen für beispielsweise:
- Autogenes Training
- Progressive Muskelentspannung
- Yoga
- Meditationen, wie Body-Scan, Sitzmeditation, Gehmeditation, Atemmeditation usw.
Wir empfehlen pflegenden Angehörigen auch in den Alltag Entspannungen einzubauen, wie z. B.:
- Spaziergänge
- ein Buch lesen
- in Ruhe einen Kaffee trinken
- Meditation
- Sport
- Freunde treffen etc.
Du solltest darauf achten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Deiner Aufgabe als pflegender Angehöriger und Auszeiten im Alltag zu schaffen um langfristig gesund und innerhalb Deiner Aufgabe engagiert zu bleiben.
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