Die Wundversorgung umfasst Maßnahmen zur Behandlung und Pflege von akuten und chronischen Wunden, um eine optimale Heilung zu fördern und Komplikationen zu vermeiden. Akute Wunden entstehen in der Regel plötzlich durch Verletzungen, während chronische Wunden oft aufgrund von langwierigen Erkrankungen auftreten.

Definition: chronische und akute Wunden 

Chronische und akute Wunden sind zwei verschiedene Arten von Verletzungen oder Schäden an der Haut, die sich in ihrem Erscheinungsbild, ihrer Ursache und ihrem Heilungsverlauf unterscheiden. 

Akute Wunden 

Akute Wunden entstehen plötzlich durch Verletzungen wie zum Beispiel durch Schnitte, Verbrennungen oder Stichverletzungen. Sie haben in der Regel klare Ränder, können bluten und normalerweise heilen sie innerhalb eines vorhersehbaren Zeitraums. Dieser Heilungsprozess ist von der Größe und Schwere der Wunde abhängig und durchläuft die üblichen Phasen der Wundheilung.

Chronische Wunden  

Chronische Wunden sind hingegen Wunden, die trotz angemessener Behandlung nicht in einem erwarteten Zeitraum heilen oder nicht in der Lage sind, den normalen Heilungsprozess zu durchlaufen. Sie können über mehrere Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben und sind oft mit Grunderkrankungen wie Diabetes, venösen oder arteriellen Durchblutungsstörungen oder Druckgeschwüren verbunden. Chronische Wunden zeigen oft keine deutlichen Ränder auf und können Anzeichen von Gewebenekrosen (abgestorbenes Gewebe) oder Infektionen aufweisen. Sie erfordern in der Regel eine spezialisierte Wundversorgung und eine umfassende Behandlung, um die Heilung zu fördern.

Die Phasen der Wundheilung 

Die Wundheilung durchläuft in der Regel mehrere Phasen, die in drei Hauptphasen unterteilt werden: Exsudation, Granulation und Epithelisierung.  

  1. Exsudation (Reinigungsphase): Diese Phase tritt unmittelbar nach der Wunde auf und dauert in der Regel 1-6 Tage. In dieser Phase kommt es zu einer Entzündungsreaktion, um die Wunde zu reinigen und somit Infektionen zu bekämpfen. Die Blutgefäße in der Umgebung der Wunde ziehen sich zusammen, um fortlaufende Blutungen zu stoppen, während gleichzeitig die Durchblutung erhöht wird, um Entzündungszellen und Immunzellen zur Wunde zu bringen. Entzündliche Zellen entfernen Fremdkörper, abgestorbenes Gewebe und Bakterien. Diese Phase ist durch Rötung, Schwellung, Wärme und möglicherweise Schmerzen gekennzeichnet. 
  2. Granulation (Reparaturphase): Diese Phase beginnt etwa am dritten Tag nach der Verletzung und dauert mehrere Wochen. In dieser Phase beginnt das Gewebe, sich zu erneuern und zu reparieren. Es kommt zur Bildung des sogenannten Granulationsgewebes, das aus Blutgefäßen, Fibroblasten und verschiedenen anderen Zelltypen besteht. Das Granulationsgewebe füllt die Wunde von unten nach oben auf und fördert die Bildung von neuem Gewebe. In dieser Phase ist die Wunde sehr empfindlich und sollte während des Verbandwechsels mit Vorsicht behandelt werden. 
  3. Epithelisierung (Wiederaufbauphase): Die Epithelisierung beginnt einige Wochen nach der Verletzung und kann mehrere Wochen oder Jahre dauern. In dieser Phase werden neue Hautzellen über die Wunde gebildet, die vom Wundrand zur Wundmitte zusammenwachsen. Dadurch wird Narbengewebe gebildet und die Wunde verschließt sich und wird fester. Die Durchblutung in der Umgebung der Wunde normalisiert sich. Je nach individuellen Faktoren wie Größe und Tiefe der Wunde kann der Verlauf dieser Phase variieren. 

Die primäre und sekundäre Wundheilung

Im Allgemeinen wird zwischen zwei Formen der Wundheilung unterschieden: der primären und sekundären Wundheilung. 

Bei der primären Wundheilung sind die Wundränder und die Wunde selbst sauber und glatt. Dies ermöglicht eine schnelle und effiziente Heilung. Die Wundheilung verläuft innerhalb weniger Tage und ohne Komplikationen. Dabei ist die Narbenbildung minimal. 

Die sekundäre Wundheilung tritt auf, wenn eine Wunde nicht sofort geschlossen werden kann. Dabei sind die Wundränder unregelmäßig und die Wunde weist einen deutlichen Gewebeverlust sowie Entzündungszeichen auf. Die Wunde bleibt in der Regel offen und heilt von innen nach außen. Während des Wundheilungsprozesses, der häufig über einen längeren Zeitraum andauert, schließt sich die Wunde allmählich. Dennoch bleibt eine sichtbare Narbe zurück. Die sekundäre Wundheilung tritt häufig bei chronischen und entzündeten Wunden auf. 

Wundheilungsstörungen 

Wundheilungsstörungen beziehen sich auf Abweichungen im normalen Verlauf der Wundheilung, bei denen die Heilung verzögert oder beeinträchtigt ist. Es gibt verschiedene Arten von Wundheilungsstörungen, die durch unterschiedliche Faktoren verursacht werden können. 

Häufige Ursachen für Wundheilungsstörungen sind: 

  1. Infektionen 
  2. Vorerkrankungen wie Diabetes
  3. Mangeldurchblutung 
  4. Mangelernährung 
  5. Medikamente 
  6. Nekrosen oder vernarbtes Gewebe 
  7. Übermäßige Spannung oder Bewegung der Wundränder 

Formen der Wundversorgung 

Es gibt zwei Formen der Wundversorgung, die je nach Art der Wunde, ihrem Zustand und den individuellen Bedürfnissen der Patient*innen eingesetzt werden. Grundlegend unterscheidet man zwischen der traditionellen und modernen Wundversorgung. 

Traditionelle Wundversorgung  

In der traditionellen Wundversorgung werden zur Behandlung von Wunden häufig Hausmittel und Kräuter eingesetzt. Auch betonen traditionelle Methoden die trockene Wundheilung. Die Wunde wird dabei mit trockenen Wundauflagen und Verbänden abgedeckt, um das Austrocknen und die Krustenbildung der Wunde zu fördern. Diese Methode eignet sich allerdings nicht zur Behandlung von chronischen Wunden, da die trockenen Wundauflagen den Heilungsprozessen stören können. 

Moderne Wundversorgung 

Bei modernen Ansätzen kommen zur Aufrechterhaltung eines feuchten Wundmilieus feuchte bzw. hydroaktive Wundauflagen zum Einsatz. Hierbei werden spezielle Verbandsmaterialien wie Hydrogele eingesetzt, um den Wundheilungsprozess zu fördern. Insgesamt sollte im Rahmen der Wundheilung ein idealfeuchtes Wundmilieu aufrechterhalten werden. Das bedeutet, dass die Wunde nicht zu trocken, aber auch nicht zu feucht sein sollte. Ist die Wunde zu feucht, da sie beispielsweise über einen längeren Zeitraum Feuchtigkeit wie Wundexsudat, Schweiß oder Wasser ausgesetzt wurde, besteht die Gefahr, dass sie aufweicht. Aufgeweichte Wunden sind anfälliger für Infektionen und können den Heilungsprozess verzögern.

Wundversorgung von chronischen und akuten Wunden 

Die Wundversorgung bei akuten und chronischen Wunden unterscheidet sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Eigenschaften und Heilungsmechanismen. Die verschiedenen Maßnahmen haben das allgemeine Ziel die Wundheilung zu fördern, Infektionen zu verhindern und das Risiko von Komplikationen zu reduzieren. 

Wundversorgung bei akuten Wunden 

  1. Reinigung: Eine gründliche Reinigung der Wunde ist entscheidend, um Schmutz, Keime und andere Verunreinigungen zu entfernen. Dies kann mit steriler Kochsalzlösung oder mit einem milden antiseptischen Mittel erfolgen. Bei stark verschmutzten Wunden oder Bissverletzungen ist gegebenenfalls eine gründlichere Reinigung erforderlich. 
  2. Blutstillung: Bei blutenden Wunden ist es wichtig, die Blutung zu kontrollieren. Dies kann durch direkten Druck mit einem sauberen Tuch oder Verband erfolgen. Bei starken Blutungen sollte umgehend medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. 
  3. Wundauflage: Je nach Art der akuten Wunde kann eine geeignete Wundauflage gewählt werden, um die Heilung zu fördern und eine Infektion zu verhindern. Dies kann ein steriler Verband, ein nicht haftender Verband oder ein spezieller Hydrokolloid-Verband sein. Die Wundauflage sollte ein idealfeuchtes Wundmilieu aufrechterhalten und gegebenenfalls Wundflüssigkeit aufnehmen. 

Wundversorgung bei chronischen Wunden 

  1. Wundassessment: Bei chronischen Wunden ist eine gründliche Beurteilung der Wunde des umgebenden Gewebes wichtig, um den Wundstatus, die Ursachen und mögliche Komplikationen zu erkennen. Dies ermöglicht eine gezielte Behandlung und kann den Heilungsprozess fördern. 
  2. Entfernen von Belägen: Bei chronischen Wunden kann auch ein sogenanntes Debridement erforderlich sein, um bereits abgestorbenes Gewebe, Beläge oder Infektionen zu entfernen. Dies kann chirurgisch oder auch mit Hilfe von speziellen Verbänden erfolgen. 
  3. Reinigung: Die Reinigung von chronischen Wunden ist ein wichtiger Schritt in der Wundversorgung, um Infektionen zu vermeiden. Dabei ist es notwendig, sterile Einmalhandschuhe zu tragen, um eine Kontamination der Wunde zu verhindern und das Risiko einer Keimübertragung zu reduzieren. Zum Spülen der Wunde sind Einmalspritzen oder saubere Sprühflasche-Aufsätze mit einer sterilen Kochsalzlösung oder einem milden antiseptischen Lösungsmittel geeignet. 
  4. Trockentupfen: Nach der Reinigung der Wunde sollte die überschüssige Flüssigkeit mit einem sterilen und nicht fusselnden Tupfer oder einem sauberen Tuch abgetupft werden. Dabei sollte starkes Reiben vermieden werden, um das neu gebildete Gewebe nicht zu beschädigen.
  5. Feuchte Wundauflage: Die Förderung eines feuchten Wundmilieus ist auch bei chronischen Wunden von Bedeutung. Dies kann durch den Einsatz von Hydrogelen, Hydrokolloiden oder anderen feuchten Wundauflagen erreicht werden, um die Wundheilung zu unterstützen und ein Austrocknen der Wunde zu verhindern. Bei stark exsudierenden Wunden kann eine gründliche Reinigung schwierig sein. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, spezielle saugfähige Verbände oder andere Wundauflagen zu verwenden, um die überschüssige Wundflüssigkeit aufzunehmen. 
  6. Infektionsmanagement: Bei Anzeichen einer Infektion müssen chronische Wunden angemessen behandelt werden. Dies kann den Einsatz von antiseptischen Lösungen oder Salben sowie systemischen Antibiotika umfassen. In einigen Fällen kann eine Kultur des Wundabstrichs erforderlich sein, um den Erreger und dessen Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika zu bestimmen. 
  7. Kompressionstherapie: Bei venösen Beinulzera oder Ödemen kann die Anwendung von Kompressionsverbänden oder -strümpfen helfen, den Blutfluss zu verbessern und Schwellungen zu reduzieren. 
  8. Management von Risikofaktoren: Chronische Wunden werden häufig durch zugrunde liegende Erkrankungen wie Diabetes, Gefäßerkrankungen oder Druckgeschwüre verursacht. Die Kontrolle und Behandlung dieser Risikofaktoren ist entscheidend für die Wundheilung. 

Beschleunigung und Unterstützung der Wundheilung 

Um die Wundheilung zu beschleunigen und zu unterstützen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können. 

Hier sind einige Möglichkeiten, um die Wundheilung zu fördern: 

  1. Saubere und feuchte Umgebung: Eine feuchte Wundbehandlung unterstützt die natürliche Wundheilung. Verwenden Sie geeignete feuchte Wundauflagen, um ein feuchtes Wundmilieu aufrechtzuerhalten und das Austrocknen der Wunde zu verhindern. 
  2. Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen ist wichtig für die Wundheilung. Proteinhaltige Lebensmittel wie mageres Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte und Milchprodukte fördern die Gewebereparatur. Vitamine wie Vitamin C und Vitamin A sowie Zink sind ebenfalls wichtig für die Wundheilung. 
  3. Hydration: Ausreichend Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um den Körper gut hydriert zu halten und die Durchblutung zu fördern. Dies kann helfen, die Wundheilung zu verbessern. 
  4. Rauchen vermeiden: Rauchen kann die Wundheilung beeinträchtigen, indem es die Durchblutung reduziert und den Sauerstoffgehalt im Gewebe verringert. Es ist daher empfehlenswert, das Rauchen zu reduzieren oder ganz damit aufzuhören.
  5. Kontrolle von Grunderkrankungen: Bei chronischen Wunden ist es wichtig, zugrunde liegende Grunderkrankungen wie Diabetes, Gefäßerkrankungen oder immunologische Störungen zu kontrollieren und zu behandeln. 
  6. Schutz vor Infektionen: Eine saubere Wundumgebung und der Einsatz von sterilen Wundauflagen und Verbandsmaterialien kann helfen, das Infektionsrisiko zu reduzieren. 
  7. Bewegung und Mobilisierung: Bei Bettlägerigkeit oder eingeschränkter Mobilität kann die Durchblutung beeinträchtigt sein, was die Wundheilung verzögern kann. Regelmäßige Bewegung und Mobilisierung können die Wundheilung unterstützen. 
  8. Positionierung: Auch eine korrekte Positionierung kann dazu beitragen, den Heilungsprozess zu unterstützen und das Risiko von Komplikationen zu verringern. Hierbei kann beispielsweise die Hochlagerung der unteren Extremitäten dabei helfen, Schwellungen reduzieren und den Blutfluss zu verbessern. Bei Druckgeschwüren oder Dekubituswunden ist es wichtig, eine kontinuierliche Druckentlastung sicherzustellen. Um den Druck auf die betroffene Körperstelle zu minimieren, können spezielle Lagerungshilfen wie Schaumstoffpolster oder Gelkissen verwendet werden. 

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