Bei einer Zöliakie besteht eine lebenslange Unverträglichkeit gegen das sogenannte Klebereiweiß im Gluten, wodurch unterschiedliche Beschwerden hervorgerufen werden können. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Symptome auftreten können und was Sie bei Ihrer Ernährung beachten sollten.

Was ist Zöliakie? 

Zöliakie ist eine chronische Autoimmunerkrankung des Dünndarms, die durch eine Überempfindlichkeit gegenüber Gluten verursacht wird. Gluten ist ein Protein, das in Weizen, Gerste, Roggen und anderen Getreidesorten vorkommt. Bei Menschen mit Zöliakie führt der Konsum von glutenhaltigen Lebensmitteln zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut. 

Die Entzündung und Schädigung der Dünndarmschleimhaut kann schließlich zu  Verdauungsbeschwerden und einer gestörten Aufnahme von Nährstoffen führen. Zu den häufigsten Symptomen zählen Bauchschmerzen, Blähungen, Gewichtsverlust, Müdigkeit und Mangelernährung. 

Ursachen von Zöliakie 

Zur Entstehung einer Zöliakie tragen mehrere Faktoren bei.

Hier sind einige der wichtigsten Ursachen von Zöliakie: 

  1. Genetische Veranlagung: Zöliakie hat eine starke genetische Komponente. Menschen, die bestimmte genetische Varianten besitzen, insbesondere das HLA-DQ2- oder HLA-DQ8-Gen, haben ein erhöhtes Risiko, an Zöliakie zu erkranken. Diese Gene sind eng mit dem Immunsystem verbunden und spielen eine Rolle bei der Reaktion auf Gluten. 
  1. Immunsystemreaktion: Bei Menschen mit Zöliakie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf das Gliadin-Protein, das ein Bestandteil von Gluten ist. Diese Immunreaktion führt zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut und einer Schädigung der Darmschleimhautzellen. 
  1. Darmpermeabilität: Es wird zudem vermutet, dass eine erhöhte Darmpermeabilität (auch als “durchlässiger Darm” bezeichnet) bei der Entstehung von Zöliakie eine Rolle spielen könnte. Bei erhöhter Darmpermeabilität können bestimmte Bestandteile von Gluten leichter in das Gewebe des Dünndarms eindringen und eine Immunreaktion auslösen. 
  1. Glutenkonsum: Der regelmäßige Konsum von glutenhaltigen Lebensmitteln ist ein Auslöser für die Entwicklung von Zöliakie. Bei Personen mit genetischer Veranlagung und anfälligem Immunsystem kann der Konsum von Gluten die Krankheit auslösen oder auch verschlimmern. 

Symptome von Zöliakie 

Die Zöliakie ruft eine Vielzahl von Symptomen hervor, die von Person zu Person variieren können. Die Symptome können sich bei Kindern und Erwachsenen unterscheiden. 

Einige häufige Symptome und Anzeichen von Zöliakie sind: 

  1. Verdauungsbeschwerden: Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung können auftreten. Die Symptome können episodisch oder chronisch auftreten. 
  2. Gewichtsverlust und Wachstumsstörungen: Bei Kindern kann Zöliakie zu Wachstumsverzögerungen und einer beeinträchtigten Gewichtszunahme führen. Bei Erwachsenen kann ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust auftreten. 
  3. Müdigkeit und Schwäche: Viele Menschen mit Zöliakie berichten auch über anhaltende Müdigkeit und ein allgemeines Schwächegefühl. 
  4. Anämie: Ein Mangel an Eisen, Folsäure und Vitamin B12 aufgrund der gestörten Nährstoffaufnahme kann zu einer Anämie führen. Hierbei können die Symptome Müdigkeit, Blässe oder Kurzatmigkeit sein. 
  5. Dermatitis herpetiformis: Ein juckender Hautausschlag, der von kleinen Bläschen begleitet werden kann, ist ein spezifisches Symptom der Zöliakie. Diese Hautveränderungen treten in der Regel an Ellbogen, Knie, Nacken, Gesäß und Haaransätzen auf. 
  6. Osteoporose: Menschen mit Zöliakie können ein erhöhtes Risiko für Osteoporose haben, da die Aufnahme von Calcium und Vitamin D beeinträchtigt ist. 

Das Blutbild bei einer Zöliakie

Bei einer Zöliakie können auch bestimmte Veränderungen im Blutbild auftreten. Eine häufige Veränderung ist die Eisenmangelanämie, die aufgrund der gestörten Aufnahme von Eisen im Darm verursacht wird. Eine niedrige Anzahl roter Blutkörperchen oder ein niedriger Hämoglobinspiegel können darauf hinweisen. Aufgrund der beeinträchtigten Aufnahme von Nährstoffen (z.B. Folsäure, Vitamin B 12, Vitamin D) im Darm können zudem verschiedene Nährstoffmängel auftreten. Bei einigen Menschen mit Zöliakie können auch erhöhte Leberenzymwerte im Blut festgestellt werden, was auf eine Schädigung der Leberzellen hinweisen kann. Zudem kann eine erhöhte Konzentration bestimmter Entzündungsmarker im Blut wie zum Beispiel das C-reaktive Protein (CRP) oder die Sedimentationsrate (ESR) auf eine zugrunde liegende Entzündung des Darms hinweisen. Darüber hinaus sind bei einer Zöliakie spezifische Antikörper im Blut erhöht, die auf eine Immunreaktion gegen das Gliadin-Protein hinweisen. 

Diagnose von Zöliakie 

Der Diagnoseprozess von Zöliakie umfasst in der Regel mehrere Schritte. Hierfür werden zunächst eine gründliche Anamnese und Symptombewertung durchgeführt, indem die Krankheitsgeschichte und weitere mögliche Risikofaktoren ermittelt werden. Um eine konkrete Diagnose stellen zu können, sind allerdings unterschiedliche Tests erforderlich. Hierbei ist es wichtig, eine glutenhaltige Ernährung aufrechtzuerhalten, bis alle diagnostischen Tests abgeschlossen sind, um die Testergebnisse nicht zu verfälschen. 

Hier sind typische Tests, die im Diagnoseprozess durchgeführt werden: 

Antikörpertests

Diese Bluttests werden durchgeführt, um spezifische Antikörper zu messen, die bei Zöliakie erhöht sein können. Die häufigsten Antikörpertests sind Anti-Tissue-Transglutaminase (TTG) und Anti-Endomysium (EMA). 

Dünndarmbiopsie 

Eine endgültige Diagnose von Zöliakie erfordert in der Regel eine Dünndarmbiopsie. Bei diesem Verfahren wird eine kleine Gewebeprobe aus dem Dünndarm entnommen und unter einem Mikroskop untersucht. Dabei wird nach charakteristischen Veränderungen der Dünndarmschleimhaut gesucht, die typisch für eine Zöliakie sind, wie z.B. die Schädigung der Darmzotten. 

Glutenprovokationstest

In einigen Fällen kann auch ein provokativer Test durchgeführt werden, bei dem eine zeitlich begrenzte Rückkehr zur normalen Ernährung erfolgt, um die Symptome zu reproduzieren und die Diagnose zu bestätigen. Dieser Test wird normalerweise unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt. 

Behandlung von Zöliakie 

Die Behandlung von Zöliakie besteht in erster Linie aus einer strikten, lebenslangen glutenfreien Ernährung. Die glutenfreie Diät bedeutet, dass man sämtliche Lebensmittel und Produkte meiden muss, die Gluten enthalten. Dazu gehören Brot, Nudeln, Kuchen, Gebäck, viele Müslisorten, einige Fertigprodukte und mehr. Stattdessen sollten Betroffene glutenfreie Getreidesorten wie Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Quinoa und glutenfreie Haferflocken konsumieren. 

Zusätzlich zur glutenfreien Ernährung können bei Bedarf auch andere Behandlungen erforderlich sein, um mögliche Folgen und Begleiterscheinungen der Zöliakie zu bewältigen. 

Dazu gehören:

  1. Vitamine & Mineralstoffe: Bei einer Zöliakie kann es zu einem Mangel an Nährstoffen kommen, insbesondere von Vitaminen wie Vitamin D und Vitamin B12. In einigen Fällen können Nahrungsergänzungsmittel erforderlich sein, um Nährstoffmängel auszugleichen. 
  2. Glutensensitive Enteropathie (GSE): Bei schweren Fällen von Zöliakie oder wenn trotz einer strikten glutenfreien Diät die Symptome anhalten, kann der Arzt eine GSE in Betracht ziehen. Dabei werden bestimmte Medikamente eingesetzt, die die Entzündungen im Darm reduzieren sollen. 
  3. Kontrolluntersuchung: Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind wichtig, um den Fortschritt der Behandlung zu überwachen, etwaige Nährstoffmängel zu erkennen und die allgemeine Gesundheit zu überprüfen. 
  4. Glutenkontamination vermeiden: Betroffene müssen darauf achten, dass ihre glutenfreie Ernährung nicht durch Verunreinigungen mit Gluten beeinträchtigt wird. Das bedeutet, dass man auch auf Spuren von Gluten in Lebensmitteln achten muss und sicherstellen sollte, dass Utensilien, Kochgeschirr und Oberflächen sauber sind, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden.
  5. Unterstützung und Beratung: Der Umgang mit Zöliakie kann für Betroffene eine Herausforderung sein. Eine Unterstützung durch eine Ernährungsberatung oder Selbsthilfegruppen kann dabei helfen, den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern und Informationen über glutenfreie Lebensmittel auszutauschen.

Komplikationen und Folgen von Zöliakie

Bei unbehandelter oder unzureichend behandelter Zöliakie können verschiedene Folgen und Komplikationen auftreten. Es ist wichtig, die glutenfreie Diät konsequent einzuhalten, um diese Probleme zu vermeiden. 

Hier sind einige der möglichen Folgen und Komplikationen von Zöliakie: 

Schäden am Dünndarm 

Die Entzündungsreaktion im Dünndarm führt zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut. Dies kann zu einer reduzierten Aufnahme von Nährstoffen führen, was wiederum zu Mangelernährung und Gewichtsverlust führt. 

Nährstoffmängel 

Die Malabsorption von Nährstoffen wie Eisen, Vitamin B12, Folsäure, Calcium, Vitamin D und anderen Nährstoffen kann zu Anämie, Osteoporose und anderen gesundheitlichen Problemen führen. 

 

Pflegegrad-12345 Hinweis:
Malabsorption ist ein medizinischer Fachbegriff, der sich auf eine Störung im Verdauungssystem bezieht, bei dem der Körper bestimmte Nährstoffe aus der Nahrung nicht richtig aufnehmen kann.

Osteoporose (Knochenschwund)

Langfristige Calcium- und Vitamin-D-Mängel können die Knochen schwächen und das Risiko für Osteoporose erhöhen. 

Unfruchtbarkeit bei Frauen

Bei unbehandelter Zöliakie kann es bei Frauen zu hormonellen Störungen kommen, die zu Menstruationsstörungen und Unfruchtbarkeit führen können. 

Fruchtbarkeitsprobleme bei Männern

Bei unbehandelter Zöliakie können auch Männer Fruchtbarkeitsprobleme entwickeln. 

Neurologische Probleme 

Zöliakie kann neurologische Symptome verursachen, darunter Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel, Neuropathie und Gleichgewichtsstörungen. 

Dermatitis Herpetiformis 

Eine Hauterkrankung, die mit Zöliakie assoziiert wird und zu starkem Juckreiz und Hautausschlägen führt. 

Darmlymphom und andere Krebserkrankungen 

Bei unbehandelter Zöliakie besteht ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten des Gastrointestinaltrakts, insbesondere Darmlymphome und Adenokarzinome. 

Die Einhaltung einer strikten glutenfreien Diät ist entscheidend, um diese Komplikationen zu verhindern oder zu reduzieren. Sobald die Diagnose gestellt wurde, sollte man mit einem Ernährungsspezialisten zusammenarbeiten, um eine angemessene glutenfreie Ernährung zu entwickeln und eventuell auftretende Nährstoffmängel zu beheben. Regelmäßige ärztliche Kontrollen und die Einhaltung einer glutenfreien Ernährung können daher das Risiko von Komplikationen deutlich verringern und die Lebensqualität der betroffenen Personen erhöhen.

Ernährungstipps bei Zöliakie 

Für Menschen mit Zöliakie ist eine glutenfreie Ernährung essentiell, um die Symptome zu kontrollieren und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Informieren Sie sich daher über glutenfreie Ernährungsmöglichkeiten, um Ihre Kenntnisse zu erweitern und sicherzustellen, dass Sie die richtigen Lebensmittel auswählen.

Hier sind einige Ernährungstipps für Menschen mit Zöliakie: 

  1. Glutenhaltige Lebensmittel vermeiden: 

Meiden Sie Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und deren Derivate. Achten Sie auch auf verstecktes Gluten in verarbeiteten Lebensmitteln wie Saucen, Dressings, Suppen oder Süßigkeiten. 

  1. Natürliche glutenfreie Lebensmittel wählen: 

Entscheiden Sie sich für natürliche, unverarbeitete Lebensmittel, die naturgemäß sind wie Obst, Gemüse, Eier, Hülsenfrüchte, Reis, Quinoa oder Nüsse.

  1. Glutenfreie Getreide und Mehl verwenden: 

Verwenden Sie glutenfreie Getreidesorten und Mehle, um Ihre eigenen glutenfreie Backwaren, Brot, Nudeln und andere Gerichte zuzubereiten. Es gibt viele glutenfreie Mehlsorten wie Reismehl, Kartoffelmehl, Mandelmehl oder Kokosmehl. 

  1. Glutensensitive Lebensmittelkennzeichnung beachten: 

Achten Sie auf Kennzeichnungen „glutenfrei“ oder „glutenfrei zertifiziert“ auf Lebensmittelverpackungen. Viele Länder haben Kennzeichnungsregeln für glutenfreie Produkte. 

  1. Auf Kreuzkontaminationen achten: 

Seien Sie vorsichtig bei der Zubereitung von Mahlzeiten, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden. Halten Sie Ihre Küchenutensilien sauber und getrennt von glutenhaltigen Produkten.

  1. Restaurants und Reisen:

Informieren Sie Restaurants und Essensanbieter über Ihre Zöliakie und fragen Sie nach glutenfreien Optionen. Wenn Sie reisen, planen Sie im Voraus, indem Sie sich über glutenfreie Essensmöglichkeiten am Reiseziel informieren. 

  1. Glutenfreie Snacks:

Halten Sie glutenfreie Snacks wie Obst, Nüsse, Reiswaffeln oder glutenfreie Riegel griffbereit, um unterwegs oder bei der Arbeit gesund zu essen. 

  1. Nährstoffmängel ausgleichen: 

Lassen Sie Ihre Blutwerte regelmäßig überprüfen und nehmen Sie gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmittel ein. 

Ziehen Sie einen Ernährungsspezialisten oder Ernährungsberater heran, um eine gesunde und ausgewogene glutenfreie Ernährung zu entwickeln, die alle erforderlichen Nährstoffe enthält und Ihren individuellen Bedürfnissen entspricht. Eine ausgewogene Ernährung kann Ihnen helfen, die Zöliakie besser zu bewältigen und eine gute Gesundheit zu fördern.