Die aktivierende Pflege stellt einen bedeutenden Ansatz in der Betreuung und Unterstützung von pflegebedürftigen Personen dar. Sie zielt darauf ab, die Selbstständigkeit und die Lebensqualität der Betroffenen zu fördern, indem sie aktiv in das tägliche Leben einbezogen werden. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie die aktivierende Pflege umsetzen können und was die Ziele dieses Pflegekonzepts sind. 

Was ist die aktivierende Pflege? 

Die aktivierende Pflege bezeichnet eine Betreuungsmaßnahme, die darauf abzielt, die Unabhängigkeit und Selbstversorgungsfähigkeiten von pflegebedürftigen Personen zu fördern. Das Hauptziel besteht vor allem darin, die physischen, geistigen und emotionalen Ressourcen der betroffenen Personen zu stärken, damit sie ein möglichst eigenständiges und selbstbestimmtes Leben führen können. 

Damit unterscheidet sich die aktivierende Pflege klar von der rein versorgenden Grundpflege, bei der der Fokus hauptsächlich auf der Sicherstellung der Grundbedürfnisse der pflegebedürftigen Personen liegt. Im Gegensatz dazu ermutigt die aktivierende Pflege die Pflegebedürftigen aktiv dazu, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten an den täglichen Aufgaben zu beteiligen. 

Pflegegrad-12345 Hinweis: Der Grundsatz der aktivierenden Pflege ist auch gesetzlich verankert und wird dort als „Hilfe zur Selbsthilfe“ verstanden. Gemäß §11 Abs. 1 des SGB XI sind Pflegeeinrichtungen dazu verpflichtet, eine menschenwürdige und aktivierende Pflege zu gewährleisten. Darüber hinaus sollen die Leistungen der Pflegeversicherung darauf abzielen, die physischen, psychischen und emotionalen Ressourcen von Pflegebedürftigen wiederherzustellen oder zu erhalten. 

Wer kann die aktivierende Pflege durchführen? 

Die aktivierende Pflege kann von verschiedenen Fachkräften durchgeführt werden. Hierzu zählen beispielsweise Pflegekräfte, Therapeuten, Sozialarbeiter oder ehrenamtliche Pflegehelfer. Auch Familienmitglieder oder nahe Angehörige spielen bei der Durchführung der aktivierenden Pflege eine wichtige Rolle, da sie in der Regel eine enge Beziehung zu der pflegebedürftigen Person haben und ihr in ihrem Alltag damit am nächsten sind. 

Die aktivierende Altenpflege 

Die Zielgruppe der aktivierenden Pflege sind in der Regel Personen, die aufgrund von gesundheitlichen oder altersbedingten Einschränkungen Unterstützung in der Pflege und bei alltäglichen Aufgaben benötigen. 

Dies schließt insbesondere geriatrische Patienten ein. Diese leiden oft an einer Vielzahl von altersbedingten Krankheiten. Hierbei wird die aktivierende Pflege auch als die aktivierende Altenpflege bezeichnet. Diese zielt darauf ab, ältere Menschen dabei zu unterstützen, ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität trotz altersbedingter Einschränkungen zu erhalten oder zu verbessern. 

Im Gegensatz zu der rein unterstützenden Pflege, bei der die Pflegenden meist die Aufgaben für die pflegebedürftigen Personen übernehmen, legt die aktivierende Altenpflege einen Schwerpunkt darauf, die individuellen Ressourcen und Fähigkeiten zu stärken. Hierfür ermutigen Pflegende beispielsweise die Senioren dazu, so selbstständig wie möglich zu sein und unterstützen sie dabei, ihre Fähigkeiten zu nutzen. Dies kann beispielsweise die Förderung der Mobilität, kognitiven Fähigkeiten, sozialen Interaktionen und der Teilnahme an alltäglichen Aktivitäten umfassen. 

Aktivierende Pflege bei demenzkranken Personen 

Die aktivierende Pflege ist auch bei Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Dabei können demenzkranke Menschen, die sich im Anfangsstadium der Erkrankung befinden, vor allem von Gedächtnistrainings profitieren, was den allgemeinen Krankheitsverlauf verzögern kann. 

Zudem ist es wichtig, eine strukturierte Tagesroutine für demenzkranke Personen zu schaffen. Durch die Einhaltung eines festen Zeitplans für pflegerische Maßnahmen gewinnen Demenzkranke so ein besseres Zeitgefühl und erleben mehr Kontrolle über ihren Tagesablauf. Diese Strukturierung hilft auch dabei, Verwirrung und Desorientierung zu reduzieren, was wiederum das Wohlbefinden der Betroffenen verbessert. 

Ein bewährtes Instrument der aktivierenden Pflege bei Demenz ist die sogenannte 10-Minuten-Aktivierung. Dieses Konzept beinhaltet kurze, strukturierte Aktivitäten, die darauf abzielen, die geistige und körperliche Aktivität zu fördern. Durch solche Aktivitäten wird nicht nur die Stimmung der Demenzkranken verbessert, sondern auch der geistige Abbau verlangsamt. Zusätzlich wird es den dementen Personen durch die strukturierte Vorgehensweise ermöglicht, sich kurzzeitig zu konzentrieren und anregende Sinneserfahrungen zu machen. 

Durchführung der 10-Minuten-Aktivierung: 

  1. Auswahl des Zeitpunkts: Die Aktivierung sollte im besten Fall einmal täglich stattfinden, idealerweise kurz vor dem Mittagessen.
  2. Vorbereitung: Die für die Aktivierung zuständige Person holt einen Gegenstand (z.B. Haushaltsgegenstände wie Schrauben, Kochlöffel oder Seife), der der dementen Person aus dem aktiven Leben bekannt ist. 
  3. Beginn der Aktivität: Die Pflegeperson startet ein Gespräch mit der dementen Person und lässt sie den Gegenstand erkunden, indem sie diesen  fühlen, riechen, schmecken oder hören kann, um alle Sinne zu stimulieren. Gegebenenfalls können auch einfache körperliche Übungen durchgeführt werden, um den Kreislauf und die Atmung anzuregen. 
  4. Beachtung des Zeitlimits: Die Aktivierung dauert nur etwa 10 Minuten, da dies das Konzentrationspotential vieler Demenzkranker ist. 
  5. Abschluss: Nach der Aktivität wird das Thema des Gesprächs beibehalten, dabei wird der Gegenstand allerdings wieder verstaut.  

Formen von aktivierenden Pflegemaßnahmen 

Es gibt verschiedene Formen der aktivierenden Pflegemaßnahmen, die darauf abzielen, die Selbstständigkeit und Lebensqualität von pflegebedürftigen Personen in unterschiedlichen Bereichen zu fördern. Diese Formen der aktivierenden Pflege werden oft kombiniert und individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Pflegebedürftigen abgestimmt. 

Einige dieser Formen sind: 

  1. Motorische Aktivierung: Diese Art der aktivierenden Pflegemaßnahme konzentriert sich auf die Förderung der Bewegungsfähigkeit und Mobilität durch gezielte Übungen. Ziel ist es dabei, das Sturzrisiko zu minimieren und die körperliche Selbstständigkeit zu erhalten. 
  1. Kognitive Aktivierung: Hierbei werden vor allem die geistigen Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösefähigkeiten durch unterschiedliche Aktivitäten wie Gedächtnistrainings gestärkt. 
  1. Sensorische Aktivierung: Dabei wird die Wahrnehmungsfähigkeit der Sinne wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten stimuliert. Dies kann durch sensorische Spiele, Musiktherapien oder Aromatherapien erfolgen. 
  1. Alltagspraktische Aktivierung: Diese Form der aktivierenden Pflege zielt darauf ab, die Selbstständigkeit in alltäglichen Aktivitäten wie der Körperpflege, Ernährung, Ausscheidung, Bewegung oder Interaktion zu fördern. Dies kann vor allem durch Anleitung oder die Bereitstellung von Hilfsmitteln geschehen. 

Beispiele für die Integration der aktivierenden Pflege im Alltag 

Im Rahmen der aktivierenden Pflege, die darauf abzielt, eine hohe Selbstständigkeit der pflegebedürftigen Personen zu fördern, können verschiedene Maßnahmen in unterschiedlichen Pflegebereichen ergriffen werden. 

Die Maßnahmen können unter anderem den Einsatz von geeigneten Hilfsmitteln wie Greifhilfen, rutschfesten Matten, ergonomische Bestecksets, Gehhilfen und Rollatoren oder Kommunikationshilfen wie Hörgeräte oder Bildkommunikationssysteme umfassen. Auch technologische Unterstützungssysteme wie intelligente Sensoren, die das Sturzrisiko überwachen, oder Erinnerungssysteme für die Medikamenteneinnahme können in der aktivierenden Pflege eingesetzt werden.

Die Auswahl und Anwendung dieser Hilfsmittel sollten dabei stets unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Einschränkungen der pflegebedürftigen Person erfolgen. Somit kann eine optimale Unterstützung und Förderung der Selbstständigkeit gewährleistet werden. 

In folgenden Pflegebereichen kann die aktivierende Pflege angewendet werden: 

  1. Pflegebereich: Körperpflege 
  • Unterstützung beim Ankleiden und Ermunterung zur Selbstständigkeit, z.B. durch die Bereitstellung von Hilfsmitteln wie Greifern oder rutschfesten Matten 
  • Förderung der Eigeninitiative bei der Körperhygiene, z.B. durch eigenständige Nutzung des Badezimmers oder Bereitstellung von speziellen Hilfsmitteln wie Duschhockern
  1. Pflegebereich: Ernährung 
  • Anpassung der Mahlzeiten an individuelle Vorlieben und Bedürfnisse 
  • Unterstützung bei der Zubereitung von Mahlzeiten mit Förderung der Eigeninitiative, z.B. durch die Bereitstellung von Hilfsmitteln wie ergonomischen Bestecksets oder einer rutschfesten Arbeitsfläche 
  1. Pflegebereich: Ausscheidung 
  • Ermunterung zur eigenständigen Toilettennutzung, falls möglich, und Bereitstellung von Hilfsmitteln wie Erhöhungen für Toilettensitze oder Haltegriffen
  • Anleitung zur richtigen Verwendung von Inkontinenzhilfen, um die Selbstständigkeit zu fördern 
  1. Pflegebereich: Bewegung 
  • Förderung von Aktivitäten zur Stärkung der Muskulatur und Erhaltung der Mobilität, wie z.B. physiotherapeutische Übungen oder Spaziergänge im Freien
  • Anpassung des Wohnraums, um ein sicheres Umfeld für die eigenständige Bewegung zu schaffen, z.B. durch die Entfernung von Hindernissen oder Installation von Handläufen
  1. Pflegebereich: Interaktion 
  • Unterstützung bei der Verwendung von Kommunikationshilfen, wie z.B. Hörgeräten oder sprachunterstützenden Geräten 
  • Förderung der sozialen Interaktion durch die Organisation Gruppenaktivitäten oder Gesprächen 

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Kommunikation in der aktivierenden Pflege 

In der aktivierenden Pflege ist auch die Kommunikation der Pflegenden oder pflegenden Angehörigen von entscheidender Bedeutung, da sie dazu beiträgt, das Wohlbefinden und damit die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen zu fördern. 

Hier sind wichtige Tipps, die die Kommunikation in der aktivierenden Pflege erleichtern: 

  1. Empathie und Einfühlungsvermögen: Es ist wichtig, dass die Pflegenden sensibel auf die Bedürfnisse und Gefühle der Pflegebedürftigen eingehen und Verständnis für ihre Situation zeigen 
  2. Motivation und Ermunterung: Durch eine positive und ermutigende Kommunikation können Pflegende die Pflegebedürftigen dazu ermutigen, aktiv an ihren täglichen Aktivitäten teilzunehmen und ihre Fähigkeiten zu nutzen 
  3. Klare Anweisungen und Erklärungen: Pflegende sollten deutliche Anweisungen geben und die Pflegebedürftigen über die Bedeutung und den Nutzen der Aktivitäten informieren, um ihre Motivation zu steigern 
  4. Geduld und Verständnis: Da einige Aktivitäten möglicherweise mehr Zeit und Unterstützung erfordern, ist es wichtig, geduldig zu sein und den Pflegebedürftigen die benötigte Zeit zu geben
  5. Förderung der sozialen Interaktion: Pflegende sollten auch die soziale Interaktion der Pflegebedürftigen fördern, indem sie gezielt Gespräche anregen und Gelegenheiten für soziale Aktivitäten schaffen

Ziele der aktivierenden Pflege 

Die Ziele der aktivierenden Pflege tragen dazu bei, den Pflegebedürftigen ein möglichst eigenständiges, würdevolles und erfülltes Leben zu ermöglichen, das ihren Bedürfnissen und Wünschen gerecht wird. Die Hauptziele der aktivierenden Pflege sind demnach: 

  1. Erhaltung und Förderung der Selbstständigkeit 
  2. Steigerung des Selbstwertgefühls 
  3. Förderung einer individuellen und personenzentrierten Betreuung 
  4. Verbesserung der Lebensqualität 
  5. Vermeidung von körperlicher und geistiger Inaktivität
  6. Unterstützung bei der Bewältigung von Krankheiten und Einschränkungen 

Feature Fragen 

Was sind aktivierende Maßnahmen in der Pflege? 

Aktivierende Pflegemaßnahmen sind Interventionen, die darauf abzielen, insbesondere die Selbstständigkeit und Fähigkeiten von Pflegebedürftigen zu fördern, indem sie dazu ermutigt werden, aktiv an ihren täglichen Aufgaben wie der Körperpflege oder Ernährung teilzunehmen. 

Was ist das Ziel der aktivierenden Pflege? 

Das Hauptziel der aktivierenden Pflege ist es, die Selbständigkeit und Lebensqualität von Pflegebedürftigen zu fördern, indem sie dazu ermutigt werden, ihre Fähigkeiten im Alltag zu bestmöglich nutzen.