Stürze im Alter vermeiden
Das Sturzrisiko ist im Alter erhöht. Schätzungen zufolge stürzen 30 von 100 Menschen über 65 Jahren zuhause einmal im Jahr. In den meisten Fällen haben diese Stürze allerdings keine ernsthaften Folgen. Dennoch stellen Stürze eine Gefahr für die Gesundheit im Alter dar. Eine effektive Sturzprophylaxe kann dazu beitragen, das Sturzrisiko zu reduzieren und die Mobilität und Unabhängigkeit älterer Menschen zu fördern.
Sturzrisiko und Sturzprophylaxe
Das Sturzrisiko bezieht sich auf die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person stürzt und sich verletzt. Dieses besteht in der Regel für alle Menschen und hängt von vielen Faktoren wie dem Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand, der Gehfähigkeit oder der körperlichen Fitness einer Person ab. Im Allgemeinen haben allerdings ältere Menschen ein höheres Sturzrisiko als jüngere Menschen, da das Gleichgewichtsgefühl und die Muskelkraft im Alter stark abnehmen können. Aus diesem Grund kann eine Sturzrisiko-Bewertung hilfreich sein, um das individuelle Sturzrisiko zu ermitteln und gegebenenfalls geeignete Maßnahmen zur Sturzprophylaxe einzuleiten.
Die Sturzprophylaxe bezeichnet Maßnahmen, die ergriffen werden, um das Risiko von Stürzen bei älteren Menschen oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu verringern. Ziel ist es, Verletzungen und Folgeerkrankungen zu vermeiden oder zu reduzieren. Die Sturzprophylaxe kann physische und psychologische Faktoren einbeziehen und umfasst in der Regel eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen wie z.B. körperliches Training, medikamentöse Anpassung, Sturzrisiko-Bewertung oder die Anpassung der Wohnsituation.
Risikofaktoren für Stürze im Alter
Das Sturzrisiko im Alter wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst.
Hier sind einige der häufigsten Risikofaktoren für Stürze im Alter:
- Körperliche Einschränkungen: Probleme mit dem Gleichgewicht, Kraftverlust in den Beinen, verminderte Mobilität und eingeschränkte Beweglichkeit können das Risiko von Stürzen erhöhen.
- Medikamente: Einige Medikamente wie Schmerzmittel, Antidepressiva und Schlaftabletten können ebenso das Sturzrisiko erhöhen, indem sie Schwindelgefühl, Schläfrigkeit und Gleichgewichtsstörungen verursachen.
- Sehprobleme: Eine schlechte Sehkraft oder verschriebene Brillen, die nicht korrekt eingestellt sind, können das Risiko von Stürzen erhöhen.
- Wohnumgebung: Eine schlecht beleuchtete Umgebung, unebene Böden, lose Teppiche und ungesicherte Treppen erhöhen die Gefahr zu stürzen.
- Alter: Das Risiko von Stürzen steigt mit zunehmendem Alter.
Kognitive Beeinträchtigung: Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen wie Demenz oder Alzheimer haben ein höheres Risiko für Stürze.
Folgen von Stürzen im Alter
Stürze können schwerwiegende Folgen haben. Mögliche Folgen sind zum Beispiel Wunden oder Prellungen. Einige Verletzungen sind so schwerwiegend, dass sie einen Pflege- bzw. Hilfebedarf verursachen können. In seltenen Fällen können Stürze auch tödlich enden.
Weitere Folgen von Stürzen sind:
Knochenbrüche
Stürze können zu Knochenbrüchen führen, insbesondere bei älteren Menschen, deren Knochen dünner und brüchiger sind. Besonders häufig sind Frakturen der Hüfte, des Handgelenks und des Oberschenkels.
Kopfverletzungen
Stürze können auch Kopfverletzungen wie Gehirnerschütterungen oder Schädel-Hirn-Traumata verursachen. Ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Kopfverletzungen, die zu einer Einschränkung der Mobilität oder sogar zum Tod führen können.
Psychologische Folgen
Stürze können zudem psychologische Auswirkungen haben. Ältere Menschen, die stürzen, können Angst vor erneuten Stürzen haben, was dazu führen kann, dass sie sich weniger bewegen und sich dadurch ihre körperliche Fitness verschlechtert.
Verlust der Selbstständigkeit
Schwere Verletzungen durch Stürze können dazu führen, dass ältere Menschen ihre Unabhängigkeit verlieren und auf die Hilfe von Familienmitgliedern oder Pflegekräften angewiesen sind.
Maßnahmen der Sturzprophylaxe
Die Sturzprophylaxe umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, um das Sturzrisiko von sturzgefährdeten Menschen zu reduzieren. Dabei können die Interventionen direkt oder indirekt erfolgen. Indirekte Maßnahmen umfassen zum Beispiel die Stärkung der Muskulatur und die Verbesserung der Balance durch körperliche Aktivitäten.
- Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Balance: Regelmäßige körperliche Aktivität wie Kraft- und Gleichgewichtsübungen können dazu beitragen, die Muskelkraft und Balance älterer Menschen zu verbessern und somit das Sturzrisiko zu reduzieren.
- Medikamentenüberprüfung: Eine Überprüfung der Medikamente kann helfen, unerwünschte Nebenwirkungen zu identifizieren, die die Gefahr zu stürzen erhöhen. So können sich Medikamente gegen Bluthochdruck oder zur Beruhigung negativ auf die Aufmerksamkeit, Sehkraft oder Beweglichkeit von Menschen auswirken und das Sturzrisiko erhöhen.
- Verbesserung der Wohnbedingungen: Eine sichere und barrierefreie Wohnumgebung kann ebenso dazu beitragen, das Sturzrisiko zu reduzieren. Dazu können beispielsweise das Entfernen von Stolperfallen und das Installieren von rutschfesten Bodenbelägen gehören.
- Augenuntersuchungen: Regelmäßige Augenuntersuchungen können helfen, Sehprobleme zu identifizieren, die das Sturzrisiko erhöhen können.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitamin D und Calcium kann dazu beitragen, Knochenbrüche bei einem Sturz zu verhindern.
Schulung von Sturzprävention: Ältere Menschen und ihre Betreuer*innen können durch gezielte Bildungsangebote geschult werden, um über das Risiko von Stürzen aufzuklären und Strategien zur Vermeidung von Stürzen zu erlernen. Diese Schulungen werden von Fachleuten wie Physiotherapeut*innen, Ergotherapeut*innen oder Pflegekräften durchgeführt und sind oft Teil eines umfassenden Sturzprophylaxe-Programms.
Sturzprophylaxe – Barrierefreies Wohnen
Barrierefreies Wohnen bezieht sich auf die Gestaltung von Wohnungen und Häusern, die für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen oder Behinderungen zugänglich sind. Ein wichtiger Aspekt von barrierefreiem Wohnen ist die Vermeidung von Stürzen, die für ältere Menschen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen eine besondere Gefahr darstellen können.
Stürze können sowohl innerhalb des Hauses als auch im Außenbereich auftreten. Im Haus können Fußböden, schlechte Beleuchtung, Türschwellen und andere Hindernisse zu Stürzen führen. Im Außenbereich können unebene Gehwege, unebene Einfahrten oder schlechte Beleuchtung ebenfalls eine Gefahr darstellen. Barrierefreies Wohnen kann also dazu beitragen, Stürze zu vermeiden, indem bestimmte Anpassungen vorgenommen werden.
Zum Beispiel kann die Installation von Handläufen an Treppen und in Badezimmern das Gleichgewicht von älteren Menschen verbessern. Im Badezimmer sind zudem rutschfeste Bodenbeläge, spezielle Duschsitze und bodengleiche Duschen wichtige Gestaltungsmöglichkeiten für das barrierefreie Wohnen. Das Entfernen von Türschwellen und das Verwenden von rutschfesten Bodenbelägen können ebenfalls dazu beitragen, das Sturzrisiko zu reduzieren.
In der Küche sollten Arbeitsflächen in geeigneter Höhe platziert werden, damit sie für Personen mit unterschiedlicher Körpergröße zugänglich sind. Auch die Platzierung von Geräten und Schränken kann angepasst werden, um die Zugänglichkeit zu verbessern.
Darüber hinaus können technologische Lösungen wie Bewegungssensoren und intelligente Beleuchtungssysteme zur Sturzprophylaxe beitragen, indem sie die Beleuchtung automatisch erhöhen, wenn jemand den Raum betritt.
Insgesamt tragen diese und weitere Gestaltungsmöglichkeiten dazu bei, ein barrierefreies Wohnumfeld zu schaffen, das für Menschen mit Einschränkungen zugänglich und sicher ist.
Ziele der Sturzprophylaxe
Die Sturzprophylaxe hat das übergeordnete Ziel, das Risiko von Stürzen bei älteren Menschen zu reduzieren oder zu verhindern. Stürze sind ein häufiges Problem bei älteren Menschen und können zu schweren Verletzungen und Komplikationen führen, die die Unabhängigkeit und Lebensqualität beeinträchtigen können.
Die Sturzprophylaxe zielt daher darauf ab, individuelle Risikofaktoren zu identifizieren, die das Sturzrisiko bei älteren Menschen erhöhen können. Dazu gehören Faktoren wie schlechte Balance, Muskelschwäche, Sehprobleme oder bestimmte Medikamente. Zudem dient die Sturzprophylaxe dazu gezielte Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, die vor allem die körperliche Aktivität, Wohnungsanpassungen, Verwendung von Hilfsmitteln und Schulungen zur Sturzprävention umfassen.
Zudem kann mit Hilfe der Sturzprophylaxe die allgemeine Lebensqualität älterer Menschen verbessert werden. Durch die Vermeidung von Stürzen können ältere Menschen ihre Unabhängigkeit und Mobilität erhalten und somit ihre Lebensqualität steigern. Die Sturzprophylaxe hat auch das Ziel, die Kosten im Gesundheitswesen zu reduzieren, indem sie dazu beiträgt, Stürze und deren Folgen zu vermeiden. Durch die Vermeidung von Stürzen können Krankenhausaufenthalte, Rehabilitationen und aufkommende medizinische Kosten vermieden werden.
Übungen
Im Rahmen der Sturzprophylaxe können sturzgefährdete Personen Übungen durchführen, um das Gleichgewicht und die Koordination zu verbessern und somit das Sturzrisiko zu minimieren.
Hier sind einige Übungen, die Sie zuhause durchführen können:
- Einbeinstand: Stehen Sie auf einem Bein und halten Sie die Position für ca. 30 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung mit dem anderen Bein. Diese Übung kann helfen, Ihr Gleichgewicht zu verbessern.
- Wippen: Stehen Sie auf beiden Beinen und wippen Sie langsam von den Zehenspitzen auf die Fersen. Wiederholen Sie diese Übung 10–15-mal. Diese Übung kann helfen, die Muskulatur in den Beinen und Füßen zu stärken.
- Ausfallschritt: Machen Sie einen großen Ausfallschritt nach vorne und senken Sie den Körper langsam ab, bis das hintere Knie fast den Boden berührt. Drücken Sie sich dann langsam wieder nach oben und wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite. Diese Übung kann helfen, die Muskulatur in den Beinen und im unteren Rückenbereich zu stärken.
- Zehen- und Fersenstand: Stehen Sie auf den Zehenspitzen und halten Sie die Position für 10 Sekunden, bevor Sie langsam wieder auf die Fersen zurückkehren. Wiederholen Sie diese Übung 10-15 Mal. Diese Übung kann helfen, die Muskulatur in den Füßen und Waden zu kräftigen.
- Tai-Chi: Tai-Chi ist eine sanfte Form der Bewegung, die dazu beitragen kann, das Gleichgewicht und die Koordination zu verbessern und die Muskeln zu stärken. Daher sind Thai-Chi Übungen vor allem für ältere Menschen oder Personen mit Mobilitätseinschränkungen sehr gut geeignet.
Es ist wichtig zu beachten, dass Übungen zur Sturzprophylaxe nur eine Komponente eines ganzheitlichen Ansatzes zur Vermeidung von Stürzen sind. Ein gesunder Lebensstil, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ein angemessenes Schuhwerk und ein sicher gestaltetes Wohnumfeld sind ebenfalls wichtig, um das Sturzrisiko zu minimieren. Wenn Sie Bedenken oder körperliche Einschränkungen haben, sollten Sie vor Beginn eines Übungsprogramms immer Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen.
Sturzprophylaxe – Tipps für Angehörige
Als Angehöriger können Sie einer sturzgefährdeten Person dabei helfen, das Sturzrisiko zu reduzieren.
Hier sind einige Tipps für die Sturzprophylaxe, die Sie beachten können:
- Schaffen Sie eine sichere und barrierefreie Umgebung.
- Überprüfen Sie, ob Ihr Angehöriger Hilfsmittel wie einen Gehstock, einen Rollator oder Handläufe benötigt, um die Mobilität zu verbessern und das Gleichgewicht zu unterstützen.
- Sprechen Sie mit Ihrem Angehörigen über geeignete Übungen, die die körperliche Aktivität fördern und überlegen Sie sich gemeinsam ein Bewegungsprogramm.
- Stellen Sie sicher, dass Ihr Angehöriger seine Medikamente korrekt einnimmt, und sprechen Sie mit einem Arzt oder einem Apotheker, wenn Sie Bedenken haben.
- Sprechen Sie mit Ihrem Angehörigen über eine gesunde Ernährung und unterstützen Sie ihn bei der Umsetzung.
- Sorgen Sie für regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, um gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor sie zu einem Sturzrisiko werden.
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